Differenzierung

Differenzierung im Unterricht
Eine Schule – zwei mögliche Abschlüsse und der Weg zum Abitur
Warum Differenzierung im Lernalltag notwendig ist und wie das an der WWS in Eutin umgesetzt wird

Die Klasse 4 ist beendet, nun steht der Weg auf die weiterführende Schule bevor. Auf welchem Lernstand befindet sich die Schüler*innen? Welche Schule und welcher Abschluss ist für diesen jungen Menschen der richtige? Welchen Abschluss kann er überhaupt erreichen? 

Vor diesen Fragen stehen nicht wenige Eltern, deren Kind bald die Grundschule verlassen wird. „Bitte keine Überforderung, aber auch keine Unterforderung!“, werden sich viele für ihr Kind wünschen. Zurecht, denn mit ca. 10/11 Jahren ist noch lange nichts entschieden: Es stehen viele Jahre bevor, in denen sich z.B. das Lernverhalten, die Selbstorganisation und auch die Motivation zum Lernen weiterentwickeln. Jedes Kind bringt individuelle Begabungen und Fähigkeiten mit, die sich noch verändern können.

Differenzierung im Unterricht ermöglicht es, dass Schüler*innen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gemeinsam innerhalb einer Klasse individuell gefördert und gefordert werden können, unabhängig davon, welcher Schulabschluss angestrebt wird. Beispielsweise kann es sein, dass sich bei einer Schüler*in in Klasse 7, auf Grund der vergangenen Leistungen, eher gezeigt hat, dass vermutlich der ESA (Erster allgemeinbildender Schulabschluss) angestrebt wird. Wird aber dann zum Ende von Klasse 8 deutlich, dass bei derselben Schüler*in die Noten deutlich besser werden, kann dieses Kind entsprechend seiner Leistung auf einer höheren Anforderungsebene arbeiten, um den MSA (Mittleren Schulabschluss) anzustreben. Auch ist es denkbar, dass zunächst der ESA absolviert wird und, statt eines Abgangs von der Schule, bei entsprechenden Leistungen im Anschluss noch der MSA erreicht wird.

Ebenso ist es möglich, dass Schüler*innen in der 10. Klasse den Mittleren Schulabschluss erreichen, ohne zuvor den Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss absolviert zu haben. Voraussetzung hierfür ist, dass die Zugangsanforderungen für das 10. Schuljahr erfüllt worden sind.

Schüler*innen werden demnach nicht von Beginn der 5. Klasse an „in eine Leistungsschublade gesteckt“, sondern können ihren individuellen Lernweg mit entsprechender Unterstützung gehen. Innerhalb einer leistungsgemischten Klasse wird hierbei der Unterricht in den einzelnen Fächern so aufgebaut, dass jedes Kind motiviert wird (z.B. mit differenziertem Material), entsprechend seiner Lernentwicklung arbeiten zu können. Und dies wird an der WWS ganz konkret so umgesetzt: 

In Klassenstufe 5 wird der Unterrichtsstoff auf drei verschiedenen Anforderungsebenen (*, ** oder ***) unterrichtet, wobei  * die leichteste und *** die anspruchsvollste Anforderungsebene ist. Zusätzlich gibt es für Kinder mit einem individuellen Förderbedarf ihren Bedürfnissen entsprechende Angebote. 

In den verschiedenen Fächern werden Unterrichtsmaterialien und Arbeitsaufträge auf diesen Anforderungsebenen angeboten. Entsprechend seinen Fähigkeiten arbeitet ein Kind  beispielsweise im Fach Mathematik und Weltkunde auf *** – Ebene, in Deutsch und Musik auf ** – Ebene und in Englisch auf * – Ebene.

Es kann auch sein, dass ein Kind beispielsweise innerhalb des Faches Weltkunde auf unterschiedlichen Anforderungsebenen arbeitet, weil es ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzt und ihm geographische Themen leichtfallen, geschichtliche oder politische Themen dagegen weniger.

Ziel unserer Schule ist es, dass jede/r Schüler*in lernt, sich selbst im Laufe der Schulzeit immer besser einzuschätzen. Daher soll jedes Kind mit Unterstützung der Lehrer möglichst immer selbstständiger entscheiden, auf welcher Anforderungsebene es erfolgreich arbeiten kann. 

Entsprechend sollen die Schüler*innen auch immer selbstständiger entscheiden, welche Anforderungsebene sie in den Leistungsnachweisen (Arbeiten, Vorträge, Tests, …) bearbeiten.

Leistungsnachweise in Klassenstufe 5 werden nicht benotet. Ihr Kind erhält stattdessen eine verbale Beurteilung (beispielsweise „Du hast das Lernziel erreicht / teilweise erreicht / nicht erreicht“). Auch in den Zeugnissen erfolgt eine verbale Beurteilung. 

Erst ab Klassenstufe 6 erhält ihr Kind Noten in den Leistungsnachweisen und Zeugnissen. Weiterhin werden auch ab Klassenstufe 6 Unterrichtsinhalte und Leistungsnachweise auf verschiedenen Anforderungsebenen angeboten. Damit nehmen wir viel Druck von den Kindern, gute Noten schreiben zu müssen und verschaffen uns und den Kindern Zeit, das eigene Leistungsvermögen besser einzuschätzen.